Dialoge für Ewigkeit (47)

  • Papa: “Wollen wir ein Kapitel aus Familie Flickenteppich lesen?”
  • Anatol: “Sorry, jetzt nicht. Ist gerade so spannend. Ich lese die Bibel und bin schon auf Seite 101!”
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Besser kein Kind, oder: Bier im Paradies

– Waren Adam und Eva keine Kinder?, fragt Anatol.
– „Nein, die waren gleich erwachsen“, erwidert Papa.
Das ist besser, wenn man kein Kind ist. Da kann man schon mit einem Jahr ein Bier trinken.

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Küssen

Ich heirate Edgar, verkündet Anatol (fünfdreiviertel). Weil: Edgar darf ich küssem. Alle anderen rennen immer weg! Anatol bekundet seine Zuneigung gern durch Küsse – eine Unart, die er von seinem Vater hat. Wenn wir morgens in die Kita kommen und er den süßen Henry oder den dreijährigen Louis erblickt, gibt es erstmal zärtliche bis stürmische bisous – ob das Kind nun will oder nicht.

Natürlich habe ich meinem Sohn zu erklären versucht, dass er akzeptieren muss, wenn sein Gegenüber nichts von seinen Liebkosungen wissen will. Aber er ist so süß!, kommt dann die entwaffnende Antwort. Ich habe ihm jetzt das Bilderbuch Max will immer küssen von Martin Baltscheit geschenkt. Die Geschichte handelt von einem imposanten Gorilla namens Max, der alles küsst, was bei drei nicht auf dem Baum ist. Und selbst dann nützt es nichts: Er ist ja ein Gorilla! Schlange, Krokodil, Küken – niemand ist vor ihm sicher. Selbst der Elefant entkommt seiner Liebe nicht.

„Ja, will denn keiner mehr küssen?“, ruft Max irgendwann verzweifelt. Es findet sich dann doch noch ein Tier. Und auch Anatol findet immer wieder jemanden, der sich über ein Küsschen freut. Zum Glück. Bisou!

 

 

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Die gute Frage (44)

Papa, hat der liebe Gott auch die Kuscheltiere erschaffen?
(Anatol stellt sich Schöpfungsfragen)

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Die gute Frage (43)

Sterben die Tiere nicht mit Bio?
(Fragt Anatol, als sein Vater im Supermarkt darauf besteht, Wurst aus ökologischer Tierhaltung zu kaufen)

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Häschen-Toto

Papa, weißt du, was ich gesehen habe? Eine U-Bahn und ein Häschen! Noch vor ein paar Wochen waren es mehr. Jeden Morgen, wenn wir durch den Gleisdreieckpark radeln, auf dem Weg zur Kita, machen wir den Häschen-Check. Erst machen wir hinter den Gleisen am Tor Eins einen kleinen Schlenker und beobachten intensiv Gebüsch und Rasen. Dann inspizieren wir noch die Wiese vor dem Wäldchen, das sich an die Skateranlage anschließt.

Doch als Allererstes, noch bevor wir an der Möckernstraße in den Park einbiegen, sieht das Ritual folgenden Dialog vor:
Papa: „Und, wie viele Häschen sehen wir heute?
Anatol: Ich sage: zwei!
Papa: „Ich glaube: fünf!“
Wer näher dran ist, hat gewonnen. Mal gewinnt Papa, mal Töli. Aber Anatol ist ein guter Verlierer. Und er versteht schon, dass keiner gewonnen hat, wenn Papa vier sagt und Töli null, wir aber zwei Hasen gesehen haben.

Zu Hoch-Zeiten des Häschenwesens – im Juni, wenn die Jungen geschlüpft sind – haben wir bis zu 13 Hasen gezählt. Jetzt im September ist es meist nur noch einer. Und der sitzt immer an derselbe Stelle am Zaun, kurz hinter den Gleisen. Wenn Hundespaziergänger unterwegs sind, ist auch er weg. Bald kommt der Herbst, dann müssen wir wieder Züge zählen: ICE, U-Bahn und die letzten verbliebenen Amseln.

Aber der nächste Frühling kommt bestimmt. Und dann spielen wir wieder Häschen-Toto. Einen letzten Sommer lang, bevor auch Anatol in die Schule kommt – die diesseits des Parks liegt.

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Gescheiterte Kastanie

Ruben war heute mit seiner Hortgruppe in Kladow. Leider wurden sie vom Regen überrascht, weshalb sie bald wieder zurückgefahren sind. In der S-Bahn haben sie die eingesammelten, noch etwas unreifen Kastanien begutachtet.
Weißt du, Axel – neuerdings nennt mein Sohn mich beim Vornamen, keine Ahnung, wo er das herhat: Die war heute früh noch weiß! Er zeigt mir eine blassbraune Minifrucht, offenbar eine Babykastanie. Jetzt ist sie schon fast braun, weil sie wegen der Temperatur [in Rubens Tasche] gereift ist.

Wenn die stacheligen Kugeln beim Pflücken grün sind, doziert er weiter, dann sind sie noch nicht reif. Das hier – er deutet auf sein Mitbringsel – ist sozusagen eine gescheiterte Kastanie.

 

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Sehenswertes am Anhalter Bahnhof

Es ist Freitagabend, und es sieht nach Regen aus. Trotzdem schwingen Ruben und ich uns gut gelaunt auf die Räder und fahren Richtung Anhalter Bahnhof. Zwischen Tempodrom und Bahnhofsruine liegt ein kleiner Kunstrasen-Sportplatz, der einem sonst nie auffällt und der nach der jüdischen Leichtathletin Lilli Henoch benannt ist, die 1942 von den Nazis ermordet wurde. Auf diesem Platz findet die – mittlerweile schon zehnte – EM im Blindenfußball statt, die erstmals in Deutschland ausgetragen wird. Ruben hat irgendwo in Kreuzberg ein Plakat hängen sehen und selbst vorgeschlagen, dort hinzugehen. Deutschland gegen Italien lautet die Eröffnungspartie – ein Klassiker.

Gespannt radeln wir also zum kleinen „Stadion“ – für die EM wurde eigens eine mobile Tribüne aus Stahl errichtet. Zur Vorbereitung haben wir uns auf YouTube Videos angeschaut und uns ein bisschen mit den Regeln vertraut gemacht. Obwohl das Fernsehen da ist, ist die Atmosphäre familiär. Es sind vielleicht 300-400 Zuschauer gekommen. Man kann fast bis an den Platz laufen, ohne aufgehalten zu werden. Kaum haben wir uns hingesetzt, geht es auch schon los. Die Mannschaften laufen ein – im Gänsetrab: Jeder Spieler hat eine Hand auf die Schulter seines Vordermanns gelegt. Was ich irgendwie rührend finde – und mich sofort frage, ob dieses Sentiment statthaft ist.

Würdige ich die Sportler damit nicht irgendwie herab? Ach was, beschließe ich – und analysiere: Rührend ist es deshalb, weil für die Blinden das, was andere nur symbolisch vorführen – „Wir! Sind! Ein! Team!“ – von existenzieller Bedeutung ist. Die Spieler sind auf einander angewiesen. Beim Einlauf ins Stadion halten sie sich fest, später orientieren sie sich an den ständigen Rufen ihrer Mit- und Gegenspieler: „Voy!“ („Ich komme!“).

Nach der unvermeidlichen weißgewandeten Hymnensängerin wird angepfiffen. Wir sitzen in der ersten Reihe und sehen gut. Ein Privileg. Schnell steht es 2:0 für Deutschland. Vor dem Freistoß, der zum 1:0 führt, klopft der deutsche „Guide“, der hinter dem gegnerischen Tor steht, mit einem Stab an den rechten Pfosten, damit der Schütze weiß, wo er hinzielen muss. Ich zücke die Kamera – und tatsächlich: Kurz darauf zappelt die Kugel rasselnd im Netz. Der Ball ist etwas kleiner als der, mit dem die Sehenden spielen, und hat im Inneren so etwas wie Schellen, damit die blinden Fußballer wissen, wo sich das Runde befindet. Ruht der Ball, tippt der Schiri ein paar Mal darauf, so dass sich alle orientieren können. Ruben ist fasziniert, sein Vater nicht minder. Vor allem die enge Ballführung und die Intuition, mit der Pässe in die Tiefe des Raums gespielt werden (und beim Mitspieler ankommen), sind einfach der Hammer.

Dann beginnt es zu regnen. Der Himmel imitiert ein expressionistisches Gemälde, und das Gewitter ist da. Das Spiel wird abgebrochen, in einer halben Stunde sollen wir wiederkommen. Doch daran ist nicht zu denken. Blitz und Donner und brechende Wolken zwingen uns, unter dem schmalen Vordach des vier Quadratmeter großen türkischen Imbisses vor dem Stadion auszuharren und einen Suçuk- bzw. Käse-Toast nach dem anderen zu bestellen. Irgendwann lässt der Regen nach, es blitzelt noch ein wenig vor sich hin, aber gespielt wird heute nicht mehr. Dafür schnappen wir uns mit anderen einen Blindenfußball und kicken auf dem Nebenplatz, wo sich sonst die Spieler aufwärmen. Ruben ist in seinem Element.

Am nächsten Tag um 11 soll es weitergehen. Wir fahren durch Pfützen und Baustellen nach Hause und beschließen, mit Mutter und Bruder wiederzukommen. Zur Belohnung verwöhnt uns der Samstag mit strahlendem Sonnenschein. Die Deutschen schießen zwar kein Tor mehr, aber der Rest der Familie ist trotzdem beeindruckt. So sehr, dass wir beschließen, auch noch das zweite Spiel anzuschauen, in dem die Engländer die Rumänen mit 6:0 vom Platz fegen. Anatol (5), der auf ein 1:0 der Rumänen gesetzt hatte, wird schnell klar: Meinen Tipp kann man vergessen. Ein magentafarbener Helium-Luftballon mit „Euro-2017“-Aufdruck tröstet ihn darüber hinweg.

Wenn unsere Jungs am Mittwoch nicht gegen England untergehen, wird es ja vielleicht etwas mit Rubens Wunsch: Dass wir zum Endspiel Deutschland gegen X am nächsten Samstag wiederkommen.

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Die gute Frage (42)

„Alle stammen vom Affen ab“, erklärt Ruben seinem kleinen Bruder.
– Und Theo?, fragt Anatol zweifelnd.

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Not Duft

In Berlin wird ja die Einführung von Unisex-Toiletten diskutiert. Als wir irgendwie auf dieses Thema kommen, fragt Mama Ruben:
– „Wie findest du Gemeinschaftstoiletten?“
– Also vom Grund her finde ich die gut, aber vom Gestank her ist es ätzend. Eigentlich müsste es Stinkoir heißen, nicht Pissoir.

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Theodizee

Anatol: Theodor hat gesagt, dass Gott sterbt. Aber Gott wird nicht tot. Er macht ja auch das Sterben..
Ruben: Die Frage ist nicht, ob Gott sterben kann, sondern ob er überhaupt existiert.

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Meanwhile at the ranch

Der eine oder andere geneigte Leser mag sich gewundert haben, dass hier schon länger nichts mehr (öffentlich) gepostet wurde. Das hat einen simplen Grund: Mein Sohn, inzwischen 8,5 Jahre alt, hatte mir zwischenzeitlich verboten, weiterhin aus seinem Leben zu berichten. Und da ich die Persönlichkeitsrechte meiner Kinder ernst nehme, war es das dann mit dem Bloggen. Zwischenzeitlich ist einiges passiert: Mein Vater ist gestorben, meine Frau hat einen neuen Job, wir haben das Auto abgeschafft, Ruben fährt mit dem Skateboard zur Schule und Anatol (5) erwägt, in den Fußballverein seines Bruders einzutreten. Heute dann der große Moment: Ruben erlaubt mir großmütig, meine handverlesene Leserschaft wieder mit ausgewählten Alltagsdialogen zu unterhalten. Et voilà.

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Eröffnungsspiel

Mama ist Tennisspielen. Papa muss beide Kinder ins Bett bringen. Erst gibt es Nudeln, dann hängt Papa die Wäsche auf und befüllt die Spülmaschine. Und weil die Kinder beim Abräumen geholfen haben, bleibt noch Zeit für „Welches Tier fehlt hier“. Ein Wutanfall gegen Ende der dritten Runde beendet das Spiel. Die Drohung „wenn du dich so benimmst, kannst du nachher nicht…“ hilft auch diesmal, weitere Eskalationen zu verhindern.

Heute ist das Eröffnungsspiel der Fußball-EM. Und wie es sich bei wichtigen Fußballspielen eingebürgert hat, darf Ruben (7,5) zunindest die erste Halbzeit gucken. Voraussetzung: Er geht  zunächst mal regulär ins Bett, damit Anatols Abendabläufe nicht gestört werden.

Anatols Abendabläufe sehen aber heute gar keinen Schlaf vor. Es ist kurz vor acht. Da wir uns ohnehin gerade auf dem Wohnzimmer-Sofa befinden, nachdem wir die Geschichte vom kleinen Onkel gelesen haben, ordnet Papa an: Alle schlafen auf der Liegelandschaft. Ruben schläft sofort ein, Anatol mümmelt vor sich hin, Papa wäre fast schon entschlummert, als klappernd etwas zu Boden fällt. Das Buch ist in die Lücke zwischen Sofa und Heizung gefallen. Leider auch Papas Brille.

Anatol hilft mit Begeisterung, während Ruben den Schlaf der Gerechten  schläft. Im dritten Anlauf finden wir die Sehhilfe: Sie ist genau zwischen zwei Lamellen des Heizkörpers gefallen.

Dann ist es Zeit, den Fernseher anzuschalten. Die Eröffnungsfeier ist schon im Gange. Ruben fährt kurz hoch, legt sich dann aber gleich wieder hin. Anatol ist begeistert von den buntgekleideten Tänzerinnen: Die Brunzessinnen sind wunderschön! Vor allem die mit den rosa Kleidern haben es ihm angetan.

Inzwischen ist Ruben endgültig wieder wach, was ja passt, denn gleich ist Anpfiff. Anatol bearbeitet mithilfe eines Steckens den weißen Sessel, der neben dem Fernseher steht.
– „Was machst du da?“
Ich mache den Sessel sauber.
Leider steht Anatol gelegentlich im Bild, was für Unmut im Publikum sorgt.

In der zwanzigsten Spielminute ruft Töli dann unvermittelt: Oh nein, ich glaub Frankreich verliert! Bislang hatte er den Spielverlauf kaum verfolgt. Dann ist Halbzeit. 0:0. Papa schaut das heute journal, und solange keine schlimmen Bilder kommen, darf Ruben mitschauen.
– Ist das ZDF oder AFD? Oder wie heißt dieser andere Sender?
Papa erklärt den Unterschied zwischen ARD und AFD.
– „Die AFD ist so eine blöde Partei.“
– Ja, ich weiß. Das hast du mir schon erklärt. Und wie findest Du die Grünen?
– „Besser.“
– Und die CDU?
– „Nicht so gut, aber auf jeden Fall besser als die AFD.“

Nachdem das geklärt ist, hat Ruben noch eine Killerfrage. Magst du Reus lieber als die AFD, möchte er wissen und zeigt auf eine FIFA-365-Fußballkarte, die Onkel Mark ihm netterweise geschickt hat. Papa kann kaum noch die Augen aufhalten.

Dann betritt Mama das Wohnzimmer. JAAAA! rufen Anatol und Ruben begeistert.
„Kinder putzmunter, Papa eingeschlafen“, murmle ich müde. Gemeinsam schauen wir uns die zweite Halbzeit an. Als Ruben sich noch ein Joghurt holt, fällt das 1:0 für Frankreich. Dann gibt es Elfmeter für Rumänien: 1:1. Kurz vor Ende der Partie schießt Payet das 2:1 für die Franzosen. Obwohl wir vorab geklärt haben, dass wir für die Blauen sind, drücken wir alle heimlich den Rumänen die Daumen.
Irgendwie hab ich jetzt auch Bock, dass die noch das 2:2 schaffen, sagt Ruben.
„Bäh“ schreit der Bock…, zitiert Anatol ein Kinderlied.

Aus, aus, das Spiel ist aus! Es ist elf Uhr, und alle gehen ins Bett.

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Kuscheltier (Standby)

Wir haben Besuch. Die KInder haben beschlossen, zu viert in Rubens Zimmer zu schlafen. Carla (7) sucht noch ihr Kuscheltier. Ruben wundert sich, dass sie noch eines braucht.
– „Hast Du denn kein Kuscheltier?“, fragt Carlas Papa meinen Großen.
Kein aktives, retourniert Ruben cool.

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Ich bin vier

Die Szene ein Spielplatz.

Zunächst sind wir fast ganz allein, buddeln mit den selbst mitgebrachten Schaufeln tiefe Löcher und bauen mit Eimer und Förmchen eine Burg. Da tritt ein kleines Mädchen näher, das sich offenkundig für Anatol und mehr noch für sein Spielgerät interessiert.
Du darfst nicht. Ich spiele hier mit dem Papa, sagt Anatol. Ich bin vier.
Das Mädchen ist noch keine zwei. Später überlässt Töli seine Gerätschaften großzügig der kleinen Interessentin. Aber du darfst nicht die Burg kaputt machen!

Jetzt ist Bewegung angesagt. Anatol wartet, bis alle gucken, dann flitzt er die Rutsche runter.
– Ich bin schon vier Jahre alt,
informiert er eine der umstehenden Mütter.
Ich bin neununddreißig erwidert die rotblonde Frau und lächelt.

– Ich bin vier, informiert Anatol einen Opa, während er über die Stein-Quader der Wasser-Plansche balanciert.
– „Na gut, dass wir das jetzt auch wissen“, brummt der Mann nicht unfreundlich.

Seit knapp zwei Wochen ist Anatol nun nicht mehr drei, und der lang herbeigesehnte Geburtstag war in vielerlei Hinsicht eine Zäsur. Wenn ich vier bin, brauche ich keine Wille mehr, hatte mein kleiner Sohn schon frühzeitig verkündet. Und tatsächlich Wort gehalten. Seit dem Jubeltag gibt es nur noch nachts eine Windel – und dafür tagsüber das eine oder andere Malheur. Aber Püppi wird jetzt überwiegend ins Klo gemacht oder ins Gebüsch, wenn gerade kein Klo zur Verfügung steht. Manchmal geht auch was in die Hose. Aber das ist ja normal.

Fahrradfahren steht noch nicht auf der Agenda. Höchstens bei Papa. Doch an seinen selbstgesteckten Zielen lässt sich Anatol gern messen. Er springt sechs Stufen herunter, wenn Papa fünf ausreichend findet. Er ist jetzt, schließlich, endlich: vier.

 

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